10 Plätze zum Verweilen in der City von Hannover


Maschpark hinterm Neuen Rathaus in Hannover

Für ein paar Minuten Pause machen, zur Ruhe kommen und den Moment genießen – in Hannovers Innenstadt geht das überall. Die stillen Oasen im Trubel der Großstadt finden sich mal am Rande der Altstadt am grünen Ufer des sanft dahin fließenden Flusses Leine oder auf den Holzplanken direkt über dem Maschsee, zwischen modernen Kunstdenkmälern und Jahrhunderte alten Fachwerkhäusern, auf einer Wiese im Stadtwald Eilenriede und an den Herrenhäuser Gärten, auf sonnigen Plätzen inmitten der Einkaufsstraßen ebenso wie im schattigen Grün in den Wohnvierteln am Rande der City.

Das sind meine zehn Lieblingsplätze zum entspannten Verweilen in der Innenstadt von Hannover:

1. Am Hohen Ufer

Frühstück und Lunch mit Blick aufs Wasser, ein Candlelight-Dinner vor historischer Kulisse oder zwischendurch einfach mal die Seele baumeln lassen und am Wochenende entspannt über den Flohmarkt bummeln – auf Hannovers neu gestalteter Uferpromenade im Herzen der alten und der neuen Stadt geht all das wunderbar. 

Auf Spaziergang durch Hannovers Geschichte

Hannovers neue Flaniermeile erstreckt sich von der Goethestraße über die Außenränder der Altstadt bis zum Leineschloss am Niedersächsischen Landtag, immer entlang der östlichen Uferseite der Leine und vorbei an jahrhundertealten Bauwerken – angefangen von der 1737 errichteten Marstallbrücke am Marstallplatz über das Marstalltor von 1714 mit dem Wappen des hannoversch-englischen Königs Georg I. über die Rückseite des alten Zeughauses (das 1643-1649 unter den Herzögen Christian Ludwig und Georg Wilhelm erbaut wurde, Teil der Stadtmauer war und heute zum Historischen Museum gehört) bis zum 1357 errichteten Beginenturm. Der einzige noch vollständig erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Hannover wurde im Laufe der Jahrhunderte als Gefängnis, Torflager, Wohnung, Künstleratelier und bis vor einigen Jahren sogar als Gaststätte genutzt und ist heute ein beliebter Treffpunkt und Pausenplätzchen auf dem Altstadt-Flohmarkt, der an jedem Samstag an beiden Ufern der Leine veranstaltet wird.

Von der blassen Uferstraße zur herausgeputzten Flaniermeile

Bis vor rund einem Jahr wurde der fast 6.000 Quadratmeter große Marstallplatz zwischen dem Nightlife-Viertel am Steintor und der östlichen Altstadt-Seite noch als öffentlicher Parkplatz genutzt. Im Rahmen des Stadtentwicklungs-Projektes „Hannover City 2020+“ wurde und wird neben anderen auch dieser zentrale Platz in der Innenstadt von Hannover von Grund auf neu gestaltet, um so die City noch attraktiver zu machen. Die beiden neu errichteten und allein stehenden Geschäfts- und Wohngebäude auf dem östlichen Teil des Platzes in Richtung Georgstraße und an der westlichen Seite am Leinufer sind fast fertig gestellt. Diese beiden Kopfbauten sollen die bisher offene Platzfläche unter Erhaltung der bestehenden Bäume begrenzen. Damit wird ein bislang eher praktisch genutzter Stadtraum architektonisch aufgewertet und die Lebensqualität in der City gesteigert.

Der Marstall wird ein neues Stadtquartier werden mit parkähnlicher Atmosphäre, das zum Verweilen einlädt. In Bewegung hingegen ist die Gastronomie auf der Flaniermeile: in den Neubau zu Beginn der Leine-Promenade Am Hohen Ufer soll ein modernes Gasthaus einziehen, nur einen Steinwurf entfernt in Richtung Leineschloss gibt es bereits seit längerem das Tagescafé „Anna Leine“, daneben wird die neue Restaurant-Bar „Stadtmauer“ eröffnen, und auf dem schmalen Terrassenstück hinterm Beginenturm sind seit vielen Jahren das griechische Restaurant „Aresto“ und das Traditions-Ristorante „Bei Mario“ gleich daneben beliebte Schlemmer-Adressen.

Kunstgenuss beim Picknick am Wasser

Von der Uferpromenade entlang der Leine führte einst zwischen Marstalltor und dem alten Zeughaus ein schmaler Weg hinab zu einer Pferdetränke am Fluss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rampe im Rahmen der Umgestaltung des Uferbereiches verkleinert und zur Erinnerung an die historische „Pferdeschwemme“ im Jahr 1957 die Bronzeskulptur „Mann mit Pferd“ des Bildhauers Hermann Scheuernstuhl aufgestellt. Das Denkmal steht übrigens auf einem ehemaligen Sockel der so genannten „Sommerbrücke“ über die Leine. Sie wurde bereits 1945 abgerissen, der verbliebene Brückenkopf dient heute als Aussichtsplattform.

Ein weiteres Kunstwerk steht im schattigen Carrée gegenüber des 24 Meter hohen Beginenturms. Die Plastik von János Nádasdy ist eine Hommage an die hannoverschen Künstler Kurt Schwitters und Karl Jacob Hirsch, die der in Ungarn geborene und heute im hannoverschen Stadtteil List arbeitende und lebende Künstler 1991 aus Gegenständen geschaffen hat, die aus dem Teilstück des Stadtflusses Leine zwischen Leinschloss und Marstallbrücke „gefischt“ wurden. Noch ein Tipp zum Verweilen: die niedrigen Sandsteinmauern um diesen Platz und auch drüben an der Bronzeskulptur auf der Aussichtsplattform und entlang der Rampe hinunter zur Leine laden förmlich ein zu einem romantischen Picknick am Wasser.

2. Am Leibnizufer bei den Nanas

Nirgendwo sonst in Hannover und im Rest der Welt kann man in aller Öffentlichkeit ganz ungeniert und unverbindlich mit gleich drei berühmten Schönheiten zum Frühstück flirten, am Nachmittag sonnenbaden oder das Abendbrot im Abendrot genießen. Das Rendezvous mit den knallbunten und quietschvergnügten „Nanas“ Caroline, Charlotte und Sophie bringt Farbe und Freude in den Alltag.

Die poppigen Powerfrauen sorgen erst einmal für Protest

Die farbenfrohen Plastiken am Ufer der Leine sind die berühmtesten Kunstwerke der französisch-schweizerischen Malerin und Bildhauerin Niki de Saint Phalleund zählen zu den am meisten fotografierten Motiven der niedersächsischen Landeshauptstadt. Auch wenn die „Nanas“ (ein Begriff, der in der französischen Umgangssprache für moderne, selbstbewusste und erotische Frauen steht) heute das vielleicht bekannteste Wahrzeichen von Hannover sind, die drei drallen Damen mit ihren ausladenden Brüsten, dicken Bäuchen und prallen Hintern waren bei ihrer „Einbürgerung“ in Hannover nicht ganz unumstritten. Nachdem die überlebensgroßen Polyester-Plastiken von Niki de Saint Phalle im Januar 1974 am Leibnizufer der Leine als Avantgarde der späteren Skulpturenmeile Hannover aufgestellt wurden, gab es erst einmal heftigen Protest. Zwar wurden die drei „Nanas“ nach der Astronomin Caroline Herschel, Goethes Idol und Schwarm Charlotte Buff und der Kurfürstin Sophie von der Pfalz benannt, doch die modernen Abbilder der historischen Vorbilder für emanzipierte Frauen ihrer Zeit präsentieren sich alles andere als tugendhaft: Niki de Saint Phalles „Nana“ Caroline steht Kopf, Charlotte lockt mit prächtigen Rundungen und Sophie tanzt mit den Armen in der Luft auf einem Bein. Doch damit nicht genug: man empörte sich über die offen zur Schau gestellten ausladenden Kurven der drei Frauenfiguren und befürchtete, dass Autofahrer davon abgelenkt werden würden, die Plastiken wurden beschmiert, und eine Bürgerinitiative forderte sogar „Weg mit den Nanas“ und sammelte für ihre Petition immerhin fast 20.000 Unterschriften.

„Ich war vollkommen überrascht, dass sie so eine Empörung auslösten“, sagte Niki de Saint Phalle 1991 in einem Interview mit Radio France. „Ich glaube zwar nicht, dass die Nanas meine besten Werke sind, aber ich habe damit den Zeitgeist getroffen. Der Feminismus kam gerade auf, und auch wenn ich nie offiziell in der Frauenbewegung war, bin ich durch und durch Feministin. Das war in meinem Leben immer ein starker Motor. Und wenn man sich meine Generation anguckt, da bin ich vielleicht die Künstlerin, die die größten Skulpturen gebaut hat. Ich bin verrückt nach Größe, ich habe einen Größenwahn – aber einen weiblichen, das ist etwas anders.“

Erst Gerangel, dann die große Liebe

Für Niki de Saint Phalle war dieser Protest, den sie selbst „the battle“ nannte, sehr willkommen – schließlich hat sie ihre „Nanas“ als ein Beitrag zur aufkeimenden Frauenbewegung Mitte der 1960er Jahre gesehen, die mit ihren überdimensionierten Kurven wortwörtlich für Weiblichkeit, Selbstbestimmung und hemmungslose Lebensfreude stehen.

Der Streit um die „Nanas“ wurde am Ende dann auf typisch hannöversche Weise gelöst: ein Tauziehen zwischen Befürwortern und Gegnern sollte darüber entscheiden, ob die zügellosen Weibsbilder bleiben dürfen oder nicht. Caroline, Charlotte und Sophie blieben, und seitdem ist nicht nur Hannover ganz verliebt in sie. Mittlerweile bilden die „Nanas“ den Auftakt zur Skulpturenmeile, die mit ihren acht monumentalen Kunstwerken im öffentlichen Raum bis zum Königsworther Platz reicht. Im Mittelpunkt allerdings stehen die drei Schönen jeden Sonnabend beim ältestem Flohmarkt in Deutschland, wenn an beiden Uferseiten entlang der Leine vom Morgengrauen bis in den Nachmittag getrödelt, gefeilscht und geplaudert wird.

Auch eine Shopping-Passage und eine Grotte erinnern an Niki de Saint Phalle

Im EXPO-Jahr 2000 wird Niki de Saint Phalle zur Ehrenbürgerin von Hannover ernannt. Aus Dankbarkeit darüber vermachte sie dem Sprengel Museum Hannover mehr als 400 ihrer Werke. Zwei Jahre später am 21. Mai stirbt die Schöpferin der „Nanas“ im Alter von 72 Jahren im kalifornischen San Diego. Als Hommage an die Künstlerin und ihre enge Beziehung zu Hannover wird die Einkaufspassage „Passerelle“ im Souterrain zwischen Hauptbahnhof und Kröpcke nach ihrer Sanierung und Neugestaltung in „Niki-de-Saint-Phalle-Promenade“ umbenannt. Und dann wäre da ja auch noch die Niki de Saint Phalle Grotte in den Herrenhäuser Gärten, die 1999 von der Künstlerin gestaltet wurde. Sowohl die historische Grotte als auch die königlichen Gärten sind übrigens auch wunderbare Orte in Hannover für ein Rendezvous.

3.  Platz der Göttinger Sieben an der Friederikenbrücke

Mittagszeit in der City, die Sonne scheint und es ist sommerlich warm. Was jetzt noch fehlt ist ein ruhiges Pausen-Plätzchen am Wasser. Kein Problem, mitten in Hannovers Innenstadt gibt es sogar einen Mini-Wasserfall – nur wenige Schritte hinter der Altstadt und dem Niedersächsischen Landtag am Platz der Göttinger Sieben. Decken Sie sich gegenüber in der Markthalle mit ein paar köstlichen Kleinigkeiten ein, suchen Sie sich eine schattige Ecke in der Runde der Gelehrten aus Göttingen und lassen Sie in aller Ruhe die Leine und alles andere einfach mal für eine Weile an sich vorbeirauschen.

Sieben Professoren gegen einen König

Ganz nebenbei können Sie auch noch Bekanntschaft machen mit den beeindruckenden Bronze-Skulpturen der Göttinger Sieben des italienischen Künstlers Floriano Bodini, die 1998 auf dem Vorplatz des Niedersächsischen Landtages aufgestellt wurden. Das Ensemble ist ein Denkmal für Zivilcourage und erinnert an die sieben Göttinger Professoren Wilhelm Eduard Albrecht, Friedrich Christoph Dahlmann, Georg Heinrich August Ewald, Georg Gottfried Gervinus, die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm und Wilhelm Weber, die ihre demokratische Überzeugung nicht aufgaben und politischen Widerstand leisteten gegen König Ernst August I., der nach dem Ende der Personalunion von Hannover mit Großbritannien im Jahre 1837 die Verfassung aufgehoben hatte. Die widerspenstigen Gelehrten wurden daraufhin ihres Amtes enthoben, drei von ihnen sogar aus dem Königreich Hannover verbannt.

Die Sieben sind ja neun!

Wer die Bronze-Skulpturen am Denkmal einmal durchzählt, der entdeckt plötzlich neun statt sieben Personen. Außer dem Reiter in der Person von König Ernst August I. und den sieben Gelehrten ist an der Seite des halb geöffneten Torbogens noch ein fast nackter Jüngling zu sehen, der mit seiner Schriftrolle in der rechten Hand buchstäblich für einen freien Studenten steht. Auf den Buchdeckeln, Tafeln und aufgeklappten Buchseiten sind Begriffe wie „Constitutio“ (lateinisch für „Verfassung“) und Grundsätze wie „Die Freiheit des Gewissens ist unverletzlich“ zu lesen.

Friederikes Brücke und die Wasserkunst

Direkt neben dem Denkmal für die Göttinger Sieben führt eine Fußgängerbrücke über das Stauwehr der Leine. Sie wurde nach der Gemahlin von Ernst August I. König von Hannover, Friederike von Mecklenburg-Strelitz, benannt. Auf dem breiten Fundament der Friederikenbrücke stand einst die Flusswasserkunst – ein monumentales Bauwerk, das bis zu seinem Abriss 1964 die Stadt mit Trinkwasser versorgte. Genau an dieser Stelle befand sich bereits im Mittelalter die erste öffentliche Wasserstelle der damals noch jungen Siedlung am hohen Ufer der Leine. Im Zuge der Industrialisierung wuchs Hannover rasant: die Einwohnerzahl von 42.500 im Jahr 1850 stieg in nur 20 Jahren auf mehr als das Doppelte und erhöhte sich bis 1912 auf 313.400. In der Stadt wurde daher nicht nur der Wohnraum knapp, sondern auch das Trinkwasser. Eine Lösung dieses Problems brachte der Bau der Flusswasserkunst direkt über der Leine. Das nach dem Entwurf „Alles fließt“ des Architekten Helmut Stier zwischen 1896 und 1898 errichtete Wohn- und Pumpenhaus mit seiner aufwändig verzierten, massiven Fassade im Stil der Neorenaissance und dem stattlichen Wasserturm war ebenso prächtig wie das Leineschloss vis-à-vis. Ein architektonisches Schmuckstück, das zwar die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden hatte, nicht aber die Pläne zum Wiederaufbau der rundherum stark zerstörten Innenstadt von Hannover.

Kein Platz für die Wasserkunst in der autogerechten Stadt

Nach dem Konzept einer autogerechten Stadt des ehemaligen Stadtbaurates Rudolf Hillebrecht musste das Gebäude der Flusswasserkunst für die neu angelegten Straßenzüge zwischen Friedrichswall, Leibnizufer und Waterloo-Platz weichen. Für diese ambitionierten Pläne wurde die Friederikenbrücke 1961 verbreitert, der Abbruch der Flusswasserkunst begann zwei Jahre später. Einige Bauelemente sind jedoch bei der späteren Neugestaltung des „Platz der Göttinger Sieben“ am Niedersächsischen Landtag erhalten geblieben: die Flussgötter-Skulpturen der ehemaligen Flusswasserkunst etwa zieren nun die Pfeiler der Fußgängerbrücke über das frei gelegte Stauwehr und blicken mit grimmiger Miene auf die Schlossbrücke, die heute an einer Seite zugemauert ist und einst als Einfahrt auf den dahinter liegenden Innenhof des Leineschlosses diente.

Vielleicht können Sie Ihre Mittagspause und die Ruhe auf dem Platz der Göttinger Sieben sogar noch ein wenig mehr genießen, wenn Sie wissen, dass es dort auch schon mal deutlich lebendiger zuging: beim dritten „Bürgerbrunch“ der Bürgerstiftung Hannover am 22. Juni 2014 war der Platz mit rund 4.000 Menschen gefüllt, die sich an langen Tischen mit selbst mitgebrachtem Proviant zu Musik, Tanz und Kleinkunst vergnügten.

4. Ballhofplatz

Der große Platz im Herzen der Altstadt von Hannover mit all ihren kleinen Läden und gemütlichen Cafés, Restaurants und Kneipen ist wie geschaffen fürs Nichtstun mit Niveau. Am besten geht das im Liegestuhl mit Tee und Plätzchen beim Jazzkonzert am Samstagmittag. Mindestens ebenso entspannend ist das unentwegte Wasserspiel mit den drei Hohlkugeln im Ballhofbrunnen, der vom Münchener Bildhauer Helmut Otto Schön 1975 geschaffen wurde. Sein „Aquamobile“ widmete er dem Komponisten Carl Orff zum 80. Geburtstag. Wenn sie genau lauschen, hören Sie vielleicht auch das sinnliche und mitreißende Crescendo seiner „Carmina Burana“. Und wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie in der schmalen Gasse gegenüber auch die 1333 erbaute Kreuzkirche und das lauschige Wohnviertel „Goldener Winkel“ dahinter. Lassen Sie die Seele baumeln, verbummeln Sie die Zeit und tauchen Sie für eine Weile ein in die Geschichte und Geschichten der Altstadt von Hannover.

Ein Platz mit bewegter Vergangenheit

Das langgezogene Gebäude, das dem Platz seinen Namen gab, ließ Herzog Georg Wilhelm in den Jahren 1649-1664 zur Unterhaltung der feinen Hofgesellschaft errichten. In den Sälen wurden große Feste gefeiert und komödiantische Aufführungen gezeigt, aber auch Federball gespielt. Später dienten die Räumlichkeiten dann als Theater, Konzertsaal und Gaststätte. Nach dem Ende der royalen Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover von 1714 bis 1837 verfiel die Altstadt und entwickelte sich zum Armenviertel der Stadt. In den einst schmucken Fachwerkgebäuden hausten nun kinderreiche Familien unter miserablen hygienischen Bedingungen, und in den dunklen Gassen dazwischen waren Alkoholismus, Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden dann in der gesamten Altstadt radikale Umbaumaßnahmen vorgenommen, das Ballhofgebäude zu einem Festsaal für die NS-Nachwuchsorganisation „Hitlerjugend“ umfunktioniert und der neu angelegte, große Platz davor für Aufmärsche genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich erhielt der Ballhof wieder seine ursprüngliche Bestimmung der Unterhaltung. Durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde u. a. auch das Opernhaus komplett zerstört. Daraufhin zog das Ensemble in den Ballhof und gab dort 1946 die erste Theateraufführung in Hannover. In den Jahren 1973-74 wurde der Ballhof in ein modernes Kammerspieltheater mit 300 Plätzen umgebaut und 1990 für eine zweite Spielstätte erweitert. Seitdem werden auf den Bühnen im „Ballhof“ und im kleineren „Ballhof Zwei“ und unterm Dach der Niedersächsischen Staatstheater Hannover moderne Inszenierungen der Jungen Oper und des Jungen Schauspiels aufgeführt.

Jazz und Tango unter freiem Himmel

Auch der Ballhofplatz selbst wird mehrmals im Jahr zur Bühne und lädt zum längeren und wiederholten Verweilen ein: in den Sommermonaten veranstaltet dort der Jazz Club Hannover e.V. zur Mittagszeit am Samstag bis Ende August seine Open-Air-Jazzkonzerte, und zur 15. Tangonacht am 11. August 2018 treffen sich von 18 Uhr bis Mitternacht wieder Jung und Alt zum Tanzen, Plaudern und Genießen unter freiem Himmel. Im Winter wird der historische Platz mit seinen kleinen Cafés, dem Restaurant und einer Bar in den Fachwerkhäusern dann zur stimmungsvollen Kulisse für das finnische Weihnachtsdorf mit nordischen Köstlichkeiten und Kunsthandwerk, Lappenzelt und Lagerfeuer.

Noch mehr schöne Ansichten und gute Aussichten

Attraktionen für jeden Tag im Jahr gibt es gleich um die Ecken des Ballhofplatzes: am Holzmarkt in Richtung des Stadtflusses Leine und der neuen Uferpromenade steht der detailgetreue Nachbau des im Krieg zerstörten Leibnizhauses von 1499, in dem der hannoversche Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz von 1698 bis zu seinem Tode am 14. November 1716 gewohnt hat. Ein fotogenes Denkmal ist auch der aufwändig verzierte Oscar-Winter-Brunnen davor. Von Hannoveranern wird er einfach nur „Wunschbrunnen“ genannt. In das schmiedeeiserne Gitter rund um die mächtige Brunnenschale ist ein großer Ring eingearbeitet, der angeblich jeden Wunsch in Erfüllung gehen lässt, wenn man ihn dreht.

Die ruhigen Altstadtgassen laden zum Bummeln und Verweilen ein

Vom Kopfsteinpflaster am gegenüberliegenden Historischen Museum hat man übrigens einen sehr guten Blick in die enge Kramerstraße mit ihren hübsch hergerichteten Fachwerkhäusern zu beiden Seiten und der Marktkirche im Hintergrund. Das malerische Bild ist ein kostbares Kleinod, denn nur 40 dieser mittelalterlichen Gebäude blieben nach den schweren Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg erhalten. Am Ende der Gasse treffen Sie links auf die ruhige Knochenhauerstraße mit weiteren Cafés, Kneipen und Restaurants, die ebenfalls zum Verweilen einladen. Noch ein Schlenker um die linke Ecke am „Ballhof zwei“, und sie landen nach dieser kurzen Runde durch Hannovers Altstadt wieder am Brunnen auf dem Ballhofplatz.

5. Heckenlabyrinth am Opernplatz

Wer sagt denn, dass Shopping stressig sein muss und eine Mittagspause langweilig? Wenn das Wetter mitspielt, holen Sie sich doch einfach ein Sandwich, ein Stück Pizza und ein erfrischendes Getränk oder ein paar Kugeln Eiscreme auf die Hand aus den Bistros und Cafés am Kröpcke oder an der Georgstraße, suchen Sie sich ein hübsches Plätzchen auf einer Bank auf der Sandsteinpromenade am Heckenlabyrinth neben dem Opernhaus oder auf dem gepflegten Rasenstück vis-à-vis und gönnen Sie sich eine kurze Auszeit vom geschäftigen Treiben in der Stadt und im Büro. Während Sie dann ganz entspannt in der Sonne sitzen, erkennen sie vielleicht auch auf einmal ganz verblüfft, dass Anordnung und Form der Hecke hinter ihnen das aus Musik, Tanz und Literatur bekannte Thema der „Arabesques“ mit wortwörtlichem Blick auf die nahe Oper abbildet.

Das grüne Schmuckstück neben dem klassizistischen Opernhaus

Die Dreiecksfläche rechts neben dem Opernhaus wurde im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes „HannoverCity2020+“ nach den Plänen des Berliner Landschaftsarchitekten Kamel Louafi zwischen 2008 und 2013 in mehreren Bauabschnitten umgestaltet zu einem grünen Schmuckstück mitten in der Innenstadt. Der große Platz mit der von Rasenflächen und einem Labyrinth aus Schnitthecken eingefassten Sandsteinpromenade in der breiten Mitte bildet seitdem einen würdigen Rahmen für das Holocaust-Mahnmal.

Die mehrstufige und begehbare Pyramide erinnert seit Oktober 1994 an 1.930 Bürger aus Hannover, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten als „Juden“ verfolgt und ermordet wurden. Anstatt einer Spitze befindet sich in der Mitte ein stilisiertes Tor, in dem sich zwei Menschen einander gegenüber setzen können. Das Mahnmal entstand auf Initiative des Vereins „Memoriam“, entworfen hat es der italienische Künstler Michelangelo Pistoletto. Am 25. Oktober 2013 wurde zusätzlich eine Tafel enthüllt, die über jüdisches Leben in Hannover, Antisemitismus und Verfolgung informiert und Erläuterungen zur Entstehung des Mahnmals sowie Hinweise zu einigen Namen auf der Mahnmal-Pyramide gibt.

Denk mal an Hannover

Vier weitere Denkmäler in der Nähe erinnern an bedeutende Persönlichkeiten aus Hannover. 

Die drei Standbilder von Louis Stromeyer (1804–1876, Generalarzt in der hannoverschen und preußischen Armee), Karl Karmarsch (1803­­–1879, Direktor an der damals dort ansässigen Polytechnischen Schule und späteren Technischen Hochschule Hannover) und Heinrich Marschner (1795­–1861, Hofkapellmeister im Opernhaus) reihen sich entlang des Heckenlabyrinthes am Boulevard zur Georgstraße. Der überlebensgroße Bronzekopf im so genannten „Operndreieck“ im spitzen Winkel von Georgstraße, Georgsplatz und der Straße „An der Börse“ schließlich ist dem Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) gewidmet. Der imposante, zweieinhalb Meter hohe und 750 Kilo schwere Bronzekopf wurde von dem hannoverschen Architekten und Künstler Stefan Schwerdtfeger im Stil eines überdimensionalen Scherenschnittes gestaltet und am 27. November 2008 eingeweiht. Kleine Tafeln am schimmernden Antlitz informieren in aller Kürze über Leibniz sowie über das von ihm entwickelte Binärsystem und die Infinitesimalrechnung (auch Analysis oder das Rechnen mit unendlich kleinen Zahlen genannt).

Großes Theater im und vorm Opernhaus

Die allererste Oper im klassizistischen Prachtbau im Herzen von Hannover war „Die Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart am 5. September 1852. Zu dieser Zeit hieß das Opernhaus noch „Königliches Hoftheater“, erst 1921 nach der Übernahme durch die Stadt Hannover wurde es in „Städtisches Opernhaus“ umbenannt. Nur wenige Jahre später, am 26. Juli 1943, wurde das nach den Plänen des hannoverschen Oberhofbaudirektors Georg Ludwig Friedrich Laves errichtete Gebäude im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff schwer getroffen und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der detailgetreue Wiederaufbau wurde am 30. November 1950 mit der Aufführung „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss gefeiert. In den folgenden Jahren gab es zahlreiche bauliche Erweiterungen, 1985 folgte eine umfassende Modernisierung. Heute bietet das Heimathaus des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover Platz für rund 1.200 Gäste.

Mindestens soviel Gäste fasst der große Platz vor dem Opernhaus, der ein paar Mal im Jahr zum Feiern in großer Gesellschaft einlädt. Nicht verpassen sollten Sie das Weinfest vom 19. bis 22. Juli 2018, wenn sich Weinfreunde aus Hannover und dem Rest der Welt in entspannter Atmosphäre mit Winzern aus Rheinhessen und der Pfalz sowie von Ahr, Mittelrhein, Mosel und Nahe treffen und bis in die späten Abendstunden probieren, diskutieren und feiern. Und am 9. September 2018 findet dort die Abschlussparty zum 31. „Entdeckertag“ der Region Hannover auf dem Opernplatz statt.

6. Maschpark

Wie eine blühende, grüne Insel der Ruhe und Gelassenheit schmiegt sich der Stadtpark an die Rückseite des Neuen Rathauses von Hannover. Ein entspannendes Fleckchen Natur mitten in der City nicht nur für die Beschäftigten der benachbarten Behörden und Banken, die auf den sorgsam gepflegten Grünflächen rund um den Maschteich bei schönem Wetter gerne ihre Mittagspause verbringen. Auch Bummler aus der nahen Innenstadt und Bewohner aus den umliegenden Wohnquartieren nutzen die urbane Oase zum Abschalten und Durchatmen. In Hannover ist das Grüne so nah!

Auenland, Alpen und Ägäis mitten in der niedersächsischen Landeshauptstadt

Wer beispielsweise zum Lunch ein noch schnell ein Sonnenbad nehmen möchte, sitzt auf der Terrasse des Restaurants „Der Gartensaal“ goldrichtig. Hier ist es geradezu idyllisch ruhig, der Blick nach Süden über die sattgrüne Auenlandschaft des Maschparks lädt zum Träumen ein. Von der Südterrasse führt eine breite Freitreppe hinunter bis zur Seerosenbucht des Maschteiches mit der kleinen Felsenhalbinsel dahinter, die wie ein Miniaturabbild der Alpen gestaltet ist. Doch das ist nicht der einzige künstlerische Lichtblick im „Park der Partnerstädte“, dessen Wege 1985 nach Hannovers Partnerstädten Blantyre im zentralafrikanischen Malawi, Bristol, Hiroshima, Leipzig, Perpignan, Posen und der nordfranzösischen Hafenstadt Rouen benannt wurden.

Der Maschpark wird buchstäblich kunstvoll umrahmt vom Kestner-Museum zur Linken, dem Niedersächsischen Landesmuseum zur Rechten und dem Sprengel Museum am Maschsee. Auch mittendrin trifft man allerorten auf Kunst: nahe der letzten Stufe an der Freitreppe unter der „Gartensaal“-Terrasse etwa schwebt die Bronzeskulptur „Ägäis“ von Toni Stadtler aus dem Jahr 1965 förmlich über dem Wasser, vor dem Kestner-Museum stehen die acht Granitsteinplastiken „Die große Familie“ des französischen Bildhauers Eugène Dodeigne von 1971, am Perpignanweg thront seit 1960 auf einem Steinsockel das 3,30 Meter hohe „Schottische Kreuz“ des englischen Bildhauers Henry Moore, und nur ein paar Schritte weiter in Richtung Maschsee befindet sich an der Willy- Brandt-Allee der „BUSSTOP“ mit dem Dach in Form einer Walflosse von Heike Mühlhaus aus dem Jahr 1994.

Der erste öffentliche Park in Hannover

Der nahezu dreieckige, 10 Hektar große Maschpark hinter dem Neuen Rathaus ist der erste kommunale Park in Hannover. Die grüne Oase reizt mit geschwungenen Wegen, vielen unterschiedlichen Baumarten und blühenden Rasenflächen rund um den Teich. Aus einer sumpfigen Wiese wurde um das Jahr 1900 nach den Plänen des hannoverschen Gartenbaudirektors Julius Trip (1857–1907) der Maschpark in mehreren verschiedenen Gartenbaustilen angelegt und erst mit der Einweihung des Neuen Rathauses 1913 fertig gestellt. Der wilhelminische Prachtbau ist ein beliebtes Fotomotiv – wie auch die kleine Bogenbrücke mit ihren Jugendstilverzierungen vis-à-vis, die malerisch den mit Seerosen geschmückten Teich im Maschpark überspannt und wie geschaffen ist für ein romantisches Rendezvous im Grünen.

7. Bootsstege am Maschsee

Wenn’s im Sommer so richtig warm ist, dann gibt es in der City von Hannover keinen besseren Ort für eine Abkühlung als den Maschsee. Während die einen im Strandbad am Südufer gern im Wasser planschen, erfrischen andere sich lieber bei kühlen Getränken in einem der drei schattigen Biergärten am See. Ein wenig von beidem geht auch auf den Bootsstegen am Ufer rund um den Maschsee.

Seensucht mitten im Grünen von Hannover

Füllen Sie den Picknickkorb, legen Sie noch eine Decke dazu und vielleicht ein gutes Buch, und suchen Sie sich in der Sommersonne ein lauschiges Plätzchen auf den Holzstegen am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer bei der Yachtschule oder – wenn’s etwas ruhiger und grüner sein soll – gegenüber am autofreien Westufer, das an die Leinemasch grenzt. Dort sind Sie dem Ursprung des Maschsees praktisch ganz nah: im Überschwemmungsgebiet (norddeutsch: Masch oder Marsch) des Flusses Leine wurde zu Beginn der 1930er Jahre des Bett des künstlich angelegten Maschsees ausgehoben, der von einem Pumpwerk an den südlich gelegenen Ricklinger Kiesteichen ständig mit Grundwasser „aufgefüllt“ wird. Hannovers maritimes Naherholungs- und Wassersportgebiet ist übrigens auch ein geschütztes Fischzuchtrevier für Barsche, Hechte und Karpfen, die traditionell zu Weihnachten und Silvester direkt am See verkauft werden. 

Von den beiden langen Holzstegen am See Biergarten hat man den schönsten Blick über den 2,4 Kilometer langen und 180 bis 530 Meter breiten See. In der Ferne thronen die kupfergrüne Kuppel des Neuen Rathauses am Maschpark und der gläserne Containertower der Norddeutschen Landesbank am Aegi stolz über den Baumkronen am Nordufer, auf der 18 Meter hohen Steinsäule rechts an der Ufertreppe steht (zur Erinnerung an den Bau des Maschsees) die 4,5 Meter große Bronzeplastik eines olympischen Fackelträgers von Hermann Scheuernstuhl, gleich daneben befindet sich mit dem „Fischreiter“ aus dem Jahr 1936 ein weiteres Kunstwerk des hannoverschen Bildhauers. Die sechs Meter hohe, feuerrote Stahlskulptur „Hellebardier“ des US-amerikanischen Künstlers Alexander Calder dazwischen wurde 1972 von dem hannoverschen Schokoladenfabrikanten und Kunstmäzen Bernhard Sprengel (1899-1985) gestiftet. Seine Sammlung kann im Sprengel Museum hinter dem Skulpturen-Trio besichtigt werden.

Noch mehr Kunst und ein Sommerfest am Wasser

Weiter südlich an der schnurgeraden Uferstraße sind noch weitere Kunstwerk-Paare zu sehen: an der Geibelbastion unweit vom Restaurant „Pier 51“ steht das „Menschenpaar“ von Georg Kolbe auf der Mauer am Maschseeufer, die Löwen-Bastion in der langgezogenen Linkskurve am Engesohder Friedhof wird seit 1938 von den beiden Löwen-Skulpturen aus Bronze des Bildhauers Arno Breker bewacht, und auf dem Gelände des Strandbades scheint die lebensgroße Plastik „Der Schwimmer“ von Erich Haberland geradewegs auf den Sprung in den flachen Maschsee zu sein, der am 21. Mai 1936 mit einem Spektakel feierlich eingeweiht wurde.

Wo wir grad bei „feiern“ sind: seit 1986 feiert Hannover im Sommer für drei Wochen das Maschseefest. In diesem Jahr wird die größte und längste Open Air-Party Niedersachsens mit wahrscheinlich wieder rund 2 Millionen Gästen aus der Stadt, der Region und weit darüber hinaus vom 1. bis 19. August veranstaltet. Noch ein Tipp: wer die 6,5 Kilometer rund um den Maschsee nicht spazieren, skaten oder laufen möchte, kann auch von einem Bootssteg zum anderen mit den Fahrgastschiffen der ÜSTRA quer über den Maschsee schippern. Die günstigen Tickets gibt’s an Bord beim Kapitän, die Anlegestellen der Maschsee-Flotte befinden sich im Uhrzeigersinn beim Fackelträger am Nordufer, am Ostanleger gegenüber vom Altenbekener Damm, am Südufer beim Strandbad, an der Quelle, am Westanleger beim Fährhaus und am Stadion.

8. Gartenfriedhof an der Marienstraße

Bei schönem Wetter ist der kleine und öffentlich begehbare Friedhof in der Nähe des Aegidientorplatzes ein beliebter Ort der Besinnung und Entspannung. Bewohner der benachbarten Häuser und Beschäftigte der umliegenden Büros sitzen gern im Schatten der vielen Bäume hinter der Gartenkirche und genießen für eine Weile die friedliche Ruhe im grünen Eck zwischen Marienstraße, Warmbüchenstraße und Arnswaldtstraße. Und wer etwas genauer hinsieht, kann durch die Zeit zurück reisen und viel über Hannovers Stadtgeschichte und den ehemaligen „Rosengarten“ entdecken.

Vom einfachen Friedhof zum Grabkunstdenkmal

Bereits am Eingang zwischen Warmbüchenstraße und Arnswaldtstraße informiert eine Tafel in aller Kürze über die Entstehung und Entwicklung des Gartenfriedhofs: „Im Jahr 1741 kaufte der Magistrat der Stadt Hannover ein Gelände außerhalb der Stadtmauern. Als ‚Neuer Kirchof vor dem Aegidientor’ wurde dieses für die Gemeinde der so genannten ‚Gartenleute’ ausgewiesen. Kurz darauf wurde eine Kirche gebaut und 1749 eingeweiht. Sie ist bis heute als ‚Gartenkirche’ bekannt. Aufgrund des rasanten städtebaulichen Wachstums im 19. Jahrhundert wurden Flächen knapp. Vier innerstädtische Friedhöfe mussten geschlossen und verlegt werden. Dies betraf auch den ‚Gartenfriedhof’, der nach einer letzten Bestattung am 08. August 1864 offiziell im Oktober des Jahres ‚aufgelassen’ wurde.1887-91 wurde die alte und baufällig gewordene Kirche durch den heutigen Bau nach Plänen des Architekten Hildebrandt ersetzt. Ein bedeutendes Gesamtdenkmal – Der Gartenfriedhof beeindruckt vor allem durch die erhaltenen Grabmale, die zeittypische Dokumente von stadtgeschichtlicher, künstlerischer und kultureller Bedeutung sind. Zahlreiche Persönlichkeiten aus der Zeit des 18. Und 19. Jahrhunderts wurden hier bestattet.“ 

Die letzte Ruhestätte vieler Persönlichkeiten aus Hannover

Zu den prominenten Grabstätten auf dem Gartenfriedhof zählen unter anderem die letzten Ruhestätten von bekannten Persönlichkeiten aus Hannover wie Charlotte Kestner (die am 16. Januar 1828 in Hannover verstorbene Muse von Johann Wolfgang von Goethes war das Vorbild der Lotte in „Die Leiden des jungen Werthers“), Caroline Herschel (nach der 1848 beigesetzten Astronomin wurde die auf dem Kopf stehende Nana von Niki de Saint Phalle am Leibnizufer gegenüber der Altstadt benannt) und der hannoversche Maler und Satiriker Johann Heinrich Ramberg (1763–1840).

Wie der Gartenfriedhof zu seinem Namen kam, was es mit den kunstvollen Symbolen auf einigen der rund 400 Grabstätten auf sich hat und wozu der heutige Friedhofszaun früher einmal diente, das lässt sich ausführlich und kurzweilig in der unter http://www.hannover.de als Download bereit gehaltenen Broschüre nachlesen – am besten auf einer Bank unterm schattigen Blätterdach der vielen Bäume auf dem Vorplatz der Gartenkirche, wo auch eine Bronzetafel die wichtigsten Grabmäler im Überblick zeigt.

9. Eilenriede am Spielpark WaKiTu

Wenn’s in der Stadt mal wieder zu hektisch zugeht, wenn gerade zu viele Autos und Menschen unterwegs sind und wenn an warmen Sommertagen die Sonne alles aufheizt, dann möchte man nur mal raus für eine Weile. Am besten raus aufs Land, wo die Luft klar und kühler ist, die Waldwege schattig und die Wiesen weich sind, und nur das verliebte Gezwitscher der Vögel zu hören ist. In Hannover braucht man für diese aufmunternde Landpartie vom Alltag nur wenige Minuten, denn vom Zentrum bis zum Stadtpark Eilenriede sind es auf kürzestem Wege nur ein paar Straßenzüge in Richtung Oststadt.

Grüner wird’s nicht

Wenn man dann statt im Auto an einer Ampel auf einer Holzbank an der dicht bewaldeten Wiese sitzt, in aller Ruhe die warmen Sonnenstrahlen genießt und denkt „Grüner wird’s nicht!“, dann ist alles gut. Und auch richtig, denn in der Eilenriede (deren Name sich ableitet aus den alten Wörtern „Ellern“ für Erlen und „Riede“ als ursprüngliche Bezeichnung für sumpfigen Boden) sieht man buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht: neben Eichen stehen Buchen und Eschen sowie Berg­ahorn und dazwischen Birken, Erlen, Kiefern, Ulmen und zahl­reiche andere Bau­marten.

Hannovers Eilenriede ist Europas größter Stadtwald

Die grüne Lunge von Hannover gliedert sich in zwei Teile und erstreckt sich mit einer Fläche von rund 650 Hektar wie ein umgedrehtes C vom Maschsee in der Stadtmitte bis weit hinaus nach Kirchrode im Osten. Der südliche Teil vom Döhrener Turm bis zum Pferdeturm erstreckt sich von Westen nach Osten über gut 4 Kilometer, während der nördliche Teil von der Walderseestraße bis zum Pferdeturm sich rund 5,5 Kilometer weit ausbreitet. Mit diesen eindrucksvollen Dimensionen ist die Eilenriede nicht nur Europas größter Stadtwald, sie ist auch doppelt so groß wie der Central Park in New York!

Die einst als Nutzwald angelegte Eilenriede ist also ein erstaunlich weitflächiges Naherholungsgebiet mitten in der Stadt und deshalb auch ein Paradies für Spaziergänger, Jogger, Wanderer, Natur- und Tierfreunde. Rund 80 Kilometer Wanderwege, 38 Kilometer Radwege und 11 Kilometer Reitwege führen durch das Waldgebiet am südöstlichen Rande der Innenstadt. Zwischen Bäumen und Büschen gibt es zahlreiche Liegewiesen und Sonnenplätze sowie einen Trimm-dich-Pfad, Rodelberge für den Winterspaß und einen Minigolfplatz fürs Sommervergnügen.

Vom Nutzwald zum Waldpark

Der stadtnahe Teil der südlichen Vorderen Eilenriede wurde um das Jahr 1900 von Stadtgartendirektor Julius Trip in einen Waldpark umgewandelt. Nach und nach ließ er Teiche, Wasserläufe und Lichtungen angelegen, an markanten Plätzen Kunst­objekte wie Fontänen, Gedenk­steine und Skulpturen aufstellen und mit dem Sonnen­spiel­platz sowie dem Spiel­park WAKITU (Wald-Kinder-Tummel­platz) die ersten öffent­lichen Spiel­plätze der Stadt einrichten. Während der zweiten Phase der Umgestaltung zwischen 1928 und 1932 wurden unter Gartenbaudirektor Hermann Kube u. a. die Wege verbreitert und Ausflugslokale eröffnet. Ein besonders beliebtes ist übrigens das Wald-Café „Milchhäuschen“ – und das befindet sich erfreulicherweise gleich gegenüber unserer sonnig-grünen Oase im Herzen von Hannover.

10. An der Graft der Herrenhäuser Gärten

Die weichen Wiesen am Wassergraben rund um die Herrenhäuser Gärten sind wie geschaffen für das Mittagspicknick im Grünen, eine kurze Verschnaufpause zwischen den Vorlesungen an der Uni oder ein romantisches Rendezvous im Sonnenuntergang. Das Schöne bei all dem: den Blick übers mit Seerosen bedeckte Wasser auf den königlichen Barockgarten mit der großen Fontäne zwischen kunstvoll gestutzten Hainbuchenhecken und den beiden Pavillons am Ende der schnurgerade angelegen Alleen gibt’s gratis dazu. Die zauberhafte Ruhe, die dieser majestätische Ort ausstrahlt, ist sowieso unbezahlbar.

Königlicher Kurzurlaub am Wasser und im Grünen

Auch ein Spaziergang entlang der Graft, den Großen Garten auf drei Seiten umrahmt, lohnt zu jeder Tages- und Jahreszeit. Ganz gleich ob Sie zu Fuß vom Königsworther Platz schnurstracks durch die zwei Kilometer lange Lindenallee marschieren, mit der Stadtbahn anreisen (die Haltestelle „Herrenhäuser Gärten“ der Linien 4 und 5 in Richtung Stöcken/Garbsen befindet sich direkt gegenüber der Orangerie) oder mit dem Auto vorfahren – beginnen Sie Ihren Kurzurlaub am Wasser und im Grünen am besten auf der rund zwei Lilometer langen Promenade rund um die Graft an der Straße „Am Großen Garten/In der Steintormasch“ (dort gibt es auch reichlich Parkplätze). Schlendern Sie gemächlich auf dem grünen Wall entlang am Wasser, bis Sie nach einem linken Schlenker die kleine Ausbuchtung in Form eines großen Halbkreises erreicht haben. Suchen Sie sich eine weiche Stelle im dichten Gras am Schilfbewachsenen Ufer und genießen Sie die Aussicht auf den königlichen Großen Garten, der sich vor Ihnen auf der anderen Uferseite von seiner schönsten Seite zeigt mit den beiden tempelartigen Pavillons des französischen Barock-Architekten Louis Remy de la Fosse zur Linken und zur Rechten, den sorgsam gepflegten Beeten und Hecken dazwischen, den stämmigen Bäumen drumherum und den vielen kleinen und der einen großen Fontäne mittendrin.

Noch romantischer ist dieses reizende Panorama in den warmen Sommernächten, wenn die Hecken, Skulpturen, Brunnen und Fontänen im gesamten Großen Garten stimmungsvoll illuminiert werden und dazu die Melodien von Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ entlang der Alleen und Kieswege zu hören sind. Dann braucht es nur noch etwas Fantasie, um sich vorzustellen, wie einst Herzog Johann Friedrich entzückt durch seinen Lustgarten wandelte, den er nach seiner Machtübernahme im Jahre 1655 für seine Sommerresidenz in Herrenhausen angelegen ließ – und wie dann der adelige „Vergnügungspark“ unter Kurfürstin Sophie bis 1714 zum dem Barockgarten umgestaltet wurde, der er noch heute ist.

Auch der Georgengarten hat seine Reize

Gleich ums Eck gegenüber der dauerhaft geschlossenen Friederikenbrücke über die Graft (deren Name sich übrigens vom niederländischen Wort „Gracht“ ableitet) befindet sich der Georgengarten. Er gehört zum Quartett der Herrenhäuser Gärten mit Großem Garten, dem botanischen Berggarten am Aquarium „Sea Life“, dem Welfengarten an der Leibniz Universität Hannover und eben dem Georgengarten, der wie der Welfengarten im Stil englischer Landschaftsgärten angelegt wurden und frei zugänglich sind. Genießen Sie die Idylle am Teich mit der großen Hundewiese gleich dahinter und spazieren Sie in aller Ruhe die Runde bis zum runden Tempel auf einer kleinen Anhöhe. Die Büste zwischen den zwölf ionischen Säulen zeigt den hannoverschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der unter anderem eine Rechenmaschine erfunden hat und obendrein auch an der Konstruktion der Fontäne im Großen Garten beteiligt war. Ihr Wasserstrahl schießt heute bis zu 82 Meter in die Höhe.

Sommerlicher Zeitvertreib rund um die Graft

Besonders unterhaltsam ist der Anblick des Wasserspiels beim „Kleinen Fest im Großen Garten“ mit Akrobatik, Comedy, Musik und Tanz auf vielen kleinen Bühnen zwischen den Hecken und auf allen Wegen. In diesem Jahr findet das 33. Kleinkunst-Festival mit Künstlern aus aller Welt an folgenden Terminen statt: 11.-15. Juli, 17.-22. Juli und 25.-29. Juli. Eine weitere Attraktion ist der Feuerwerkswettbewerb, bei dem fünf Nationen an fünf Abenden gegeneinander antreten. Zum 28. Internationalen Feuerwerkswettbewerb präsentieren in diesem Jahr bis zum 15. September Teams aus Italien, Norwegen, Rumänien, Portugal und Neuseeland ihre feurige Kunst. Von der Promenade am Wassergraben hat man einen guten Gratis-Blick auf das nächtliche Spektakel über den Herrenhäuser Gärten.

Die geschotterten Wege entlang der Graft sind übrigens ideal zum Gassi gehen und Joggen oder für eine Partie Boule (oder wie es korrekt heißt: Pétanque). Wer diese in Südfrankreich so beliebte Art des gemeinsamen Zeitvertreibs gern auch mal im munteren Wettkampf mit anderen erleben möchte, findet an lauen Sommerabenden oft ein paar Teams beim Kugelspiel auf der kerzengeraden, zwei Kilometer langen Lindenallee in Höhe der Leibniz Universität Hannover.

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